Die Nazarethkirche (kurzer geschichtlicher Abriss)

Nazarethkirche als "Kirche im Moor" nach ihrer Fertigstellung 1954

 

Als nach dem II. Weltkrieg 1945/46 die ersten lutherischen Christen mit den Flüchtlingsströmen in den Raum Twist kamen, fanden sie eine fast rein katholische Gegend vor. Sie wurden von Meppen aus betreut und Gottesdienste fanden zunächst in Schulräumen und der ev.-ref. Kirche Schöninghsdorf statt.

In den fünfziger Jahren folgte der zweite große Strom lutherischer Christen in die Gemeinde Twist. Die rapide Aufwärtsentwicklung der Erdölindustrie sorgte für einen stetigen Facharbeiterzuzug und damit für eine Vergrößerung der ev.-lutherischen Gemeinde, die sich seit 1950 Kapellengemeinde Rühler-Twist nannte. Durch den Zollgrenzbezirk bedingt zählten ebenfalls viele Zöllnerfamilien zur Gemeinde, die von Hannover geschickt wurden.

Am 13. Oktober 1953 erfolgte mitten im Moor die Grundsteinlegung auf dem neu erworbenen Kirchengelände am Süd-Nord Kanal für die nun notwendig gewordene eigene Kirche. Finanziert wurde das Gotteshaus durch ev.-luth. Christen aus den USA, den Emslandfonds der ev.-luth. Landeskirche, das Gustav-Adolf Werk, die Twister Ölwerke und durch die Gemeindemitglieder selbst. Im August 1954 erfolgte die Einweihung der Nazarethkirche, die ca. 200 Sitzplätze bietet. Die schnelle Bauzeit von nicht einmal einem Jahr erklärt sich durch die enorme Eigeninitiative und Eigenleistung der Gemeinde, worauf die Mitglieder sehr stolz sind.

Seit 1959 ist die ev.-luth. Kirchengemeinde Twist selbstständig. Ihr Gemeindegebiet umfasst neben den sieben Twister Ortsteilen (Bült, Neuringe, Schöninghsdorf, Adorf, Hebelermeer, Siedlung, Rühlermoor/Rühlerfeldauch die zur Stadt Meppen gehörende Elwerathsiedlung. 

Der dritte Strom Lutheraner erfolgte besonders in den 90er Jahren aus den Gebieten der ehemaligen Sowjetunion, hauptsächlich Kasachstan, wohin es ehemalige Wolgadeutsche durch den Stalinismus getrieben hatte. Sie kehrten nun nach 300 Jahren zurück in die Heimat ihrer Vorfahren. Durch diesen Zuzug der Russlanddeutschen war unsere Gemeinde bis 2011 auf über 1000 Mitglieder angewachsen.

Heute präsentiert sich die rote Backsteinkirche in einer wunderschönen Schlichtheit und Zweckmäßigkeit. Ins Auge fällt sofort der als großes Schiff gestaltete Innenraum, der mit seinen freiliegenden Holzkonstruktionen an alte Inselkirchen der Ostriesischen Inseln erinnert, sein Vorbild aber in skandinavischen Kirchbauten findet.

Die drei Bronzeglocken im filigranen Dachreiter tragen im Gedenken an die Gründergeneration folgende Umschriften: Jesaja 49,15 (Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen und ob sie desselben vergäße, so will ich doch dein nicht vergessen), Psalm 106,1 (Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich) und das Zitat „Erhalt uns Herr bei deinem Wort“ aus dem Lutherlied EG 193.

Die Nazarethkirche beherbergte in den ersten Jahren auch die Wohnung für den Pastor und sämtliche Gemeindeveranstaltungen wie Konfirmandenunterricht, Chorprobe oder Kirchenvorstandssitzungen fanden im hinteren Bereich der Kirche statt, der durch Holzwände an der Orgelempore abgetrennt werden konnte. Ende der 50er entstand schließlich das Pfarrhaus und später auch das Gemeindehaus auf demselben Grundstück.

 

Gottesdienst in der Nazarethkirche ist jeden Sonntag um 9 Uhr.

 

Das Gotteshaus kann neben den Gottesdienstzeiten nicht besucht werden. Auf Anfrage finden aber im emslandweit einmaligen „Garten des Nazareners“ (Kloster- und Bibelgarten) Kirchen- und Gartenführungen und Teeproben mit Klosterkräutern statt. Parkplätze und eine Picknickwiese sind auf dem Grundstück vorhanden und stehen kostenlos zur Verfügung.

 

Die Nazarethkirche aus der Luft mit fast 60 Jahren